News vom 02.06.2015
Verbrauchern werden oft Bausparsofortfinanzierungen verkauft, die undurchsichtig und für Verbraucher kaum nachzuvollziehen sind. Die Produkte der Bausparkassen führen bei Verbrauchern zu erheblichen Schäden und Nachteilen.
In einem vorliegenden Fall wurde einem Ehepaar eine Bausparsofortfinanzierung in Höhe von 243.000 Euro verkauft. Die Eheleute waren bei Abschluss der Verträge im Jahr 2011 32 bzw. 37 Jahre alt. Bei Fortführung der Bausparsofortfinanzierung müssten die Eheleute bis zum Jahr 2070 bzw. bis zu ihrem 91. und 96. Lebensjahr für ihre Immobilie zahlen. Die Konstruktion führt zu einer Gesamtlaufzeit von 59 Jahren. Die Verbraucher hatten von Anfang an deutlich gemacht, dass die Immobilie nach 21 Jahren abgezahlt sein müsste, da der Ehemann berufsunfähig ist, und die Abzahlung der Immobilie mit dem Auslaufen der BU-Rente beendet sein müsse. Der Berater der Wüstenrot Bausparkasse AG hatte den Eheleuten, die ursprünglich ein normales Annuitätendarlehen abschließen wollten, die Bausparsofortfinanzierung empfohlen. Wüstenrot lehnt jede Verantwortung ab. Die Schlichtungsstelle der privaten Bausparkassen wurde Ende letzten Jahres angerufen, bisher ohne Ergebnis.
Bausparsofortfinanzierungen sind Darlehen ohne Tilgung, bei denen über Jahre hinweg in einen Bausparvertrag gespart wird und erst nach vielen Jahren das eigentliche Bauspardarlehen genutzt werden kann. Diese Art von Finanzierung hat erhebliche Nachteile. Verbraucher sparen oft mit einem Zinssatz von 0,5 % jährlich, während sie sich das gleiche Geld für 4,0 % jährlich leihen. Darüber hinaus entstehen zusätzliche Kosten durch das Sparprodukt in Form von Bearbeitungsentgelten und Kontoführungsgebühren. Je höher das Darlehen ist und je länger die Sparphase dauert, desto größer wird der Schaden für die Verbraucher. Über die Nachteile und Risiken müssen Verbraucher aufgeklärt werden, was regelmäßig nicht erfolgt.
Die vermeintlichen Vorteile der Anschlussfinanzierung haben sich in den letzten Jahren nicht verwirklicht. Die Konditionen der Anschlussfinanzierungen der Bausparkassen sind regelmäßig ungünstiger als der Abschluss eines neuen Darlehens. Bei einer zwischenzeitlichen Rückzahlung entstehen zudem deutlich höhere Vorfälligkeits-entschädigungen. Auch werden von den Beratern oft keine Alternativen eines üblichen Darlehens mit Tilgung genannt und der tatsächliche Zinssatz der Gesamtfinanzierung verschleiert, der in der Regel 0,75-1,0% höher liegt als der genannte Zinssatz der Bausparsofortfinanzierung.
Grafik: Nachteile einer Bausparsofortfinanzierung - Beispielrechnung - Achim Tiffe - Recht und Politik